BZgA läßt die Hosen runter - bei Lutz und Linda in KiTas und Krippen
Hannover. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) präsentierte auf der Bildungsmesse didacta 2015 in einem Workshop ihre neue ‘Kindergartenbox – Entdecken, Schauen, Fühlen!’ für die frühkindlich-sexuelle Bildung. Den größten Platz darin nehmen zwei prägnante Stoffpuppen ein: ‘Lutz’, der Hoden und Penis hat und ‘Linda’ mit ihrer dazu passenden Scheide. Idealerweise soll der Puppe ‘Lutz’ vor den Kleinkindern in den Kindergärten und -krippen mit Hilfe der Erzieher* trickreich “die Hose runterrutschen”, das Thema aufgegriffen und die beiden Sexualerziehungsmittel ‘Lutz’ und ‘Linda’ in den Puppenecken “einfach zum Spielen” platziert werden.
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‘Lutz’ hat natürlich zunächst eine Hose an, ganz unauffällig. Wie Lutz dann aber in den Kindergärten (und auch den Krippen) zum Einsatz kommen soll, empfahl die BZgA im prall gefüllten Vortragsraum nach einem Einleitungsvortrag ("Was ist kindliche Sexualität?") eindrucksvoll und vor allem eindeutig:
Die Vortragende der BZgA hielt die Puppe so, dass die Kinder sie später gut mit dem Vorderkörper sehen können und zog ihr dann geschickt mit der anderen Hand – in einer Art vorbeiwischenden, schnellen Bewegung – die Hose herunter und
“Ohh!”, da war dem Lutz ja ganz zufällig die Hose runtergerutscht!
“Ähm, da is’es schon passiert! Ach… der ist ja dafür da!” hieß es wohlbetont von der Referentin, “er hat die Hose unten, die ist jetzt verrutscht”. Die ‘angedeuteten’ Genitalien von ‘Lutz’ und ‘Linda’ seien ja auch das Interessante, und das sie ausgezogen und angezogen werden können.
Zweifelsohne war dieses praktische Beispiel für die Besucher* völlig ernst gemeint und eine Teilnehmerin zischte spontan “Das ist ja exhibitionistisch!”. Ein abwegiger Gedanke? Wenn Exhibitionisten sich vor Kindern oder Schülern entblößen wie erst vor kurzem wieder, dann gilt das als sexueller Mißbrauch von Kindern (§ 176 StGB), ein Offizialdelikt, das von Amtswegen ein Fall für Polizei und Staatsanwaltschaft ist. ‘Lutz’ hingen darf das sogar schon vor Krippenkindern in einer öffentlichen Einrichtung machen? Klar ist ‘Lutz’ zwar eine Puppe, aber Puppen haben normalerweise keinen Penis mit Hoden. Und einer Puppe rutscht allein auch nicht “zufällig” gewollt die Hose herunter, damit ihr Genitalbereich vor den Krippen- und Kindergartenkindern deutlich sichtbar wird; das passiert durch Menschenhand, demnächst in tausenden Kindergärten – auf 'Veranlassung' einer Bundesbehörde, der BZgA. **
Wenn ‘Lutz’ dann nackt ist, können die Kinder – ganz der Intention der BZgA entsprechend – die Genitalien der Puppe ‘entdecken’, ‘schauen’ und auch ‘fühlen’, also anfassen! Passend spielbereit dabei ist dann auch die Puppenpartnerin ‘Linda’ mit ihrer Scheide, die während des Vortrags der BZgA allerdings noch nicht präsentiert werden konnte (aber in der frühkindlichen Sexualerziehungsbox auf jeden Fall mit enthalten sein soll).
BZgA-Empfehlungen: Thematisieren, Aufgreifen, Sex-Puppen platzieren
Nach der ‘Einführung’ der beiden Sexualerziehungspuppen bräuchten diese übrigens nicht in die Kindergartenbox zurückgepackt werden, denn sie können in den Kuschelecken der Einrichtungen einfach zum Spielen platziert werden; ‘Lutz’ und ‘Linda’ liegen für die Kleinen dann immer griffbereit. Wichtig sei es der BZgA, mit den Kindern die Sachen zu thematisieren und aufzugreifen und zwar so, wie es den Kindern gefällt.
Die Kindergartenbox: “Sexualpädagogik der Vielfalt“ schon für Krippenkinder
Bei der Kindergartenbox der BZgA soll es auch um die Themen Gefühle, Familie und Kinderkriegen gehen. Die Bildergeschichte von ‘Lutz’ und ‘Linda sei in Kooperation mit der Sesamstraße entstanden. Sie enthalte vieles zur Thematik, so z. B. ein Aufklärungsbuch, eine DVD, Hörspiel-CDs, ein Brettspiel mit Ereigniskarten, Bildkarten zur Vielfalt (z. B. eine Nacktkinder-Wasserschlacht: Alle sind lustig, nur ein kleiner intersexueller Junge ist traurig; oder die Bildkarte “Beim Stillen”, auf der neben einer stillenden Frau auch ein breitbeiniger Teddybär oder ein Junge mit Migrationshintergrund zu sehen ist, der mit einer Puppe spielt), einen ‘Gefühle’-Würfel und Tipps und Anregungen für die sexualpädagogische Arbeit. Die Box koste ca. 80 Euro, wird für Kindergarten und Krippe empfohlen und sei ab Sommer 2015 bei der BZgA erhältlich.
“Intersexualität muß dringend in Krippen und Kindergärten transportiert werden”
Zum Abschluß trat – zwar wissentlich, aber von der BZgA vor dem Publikum unangekündigt – Frau Ursula Rosen (vom Verein Intersexuelle Menschen e.V.) nach vorn und ergriff das letzte Wort. Sie machte eindringlich darauf aufmerksam, wie wichtig die Berücksichtigung des Themas Intersexualität auch in Kindergärten sei und stellte ihr Buch ‘Jill ist anders’ sowie einiges Infomaterial vor, das auf ihrem Stand neben der BzGA erhältlich sei.
Ursula Rosen (re.), stellte auch ihr Buch ‘Jill ist anders’ vor.**
Prof. Dr. Uwe Sielert, “Sexualpädagoge der Vielfalt” – und Mann mit Einfluß
‘LUTZ & LINDA’ erinnern begrifflich übrigens an ‘LISA & JAN’, ein ‘Aufklärungsbuch’ für Kinder ab 5 Jahre und ihre Eltern; Mitverfasser: Professor Dr. Uwe Sielert – Deutschlands Nr. 1 in Sachen Gender und “Pädagogik der sexuellen Vielfalt”, Autor vieler Publikationen mit Einfluß auf die BZgA und die Öffentlichkeit (ebenso Ehefrau Christa Wanzeck-Sielert, die explizit empfiehlt: "Die Einrichtung einer Kuschelecke mit Kissen und Matratzen ist wichtig, damit Kinder auch die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen und in einer kleinen Gruppe unter sich zu sein.") und langjährig beratend u. a. auch in kirchlichen Reihen. In ‘LISA & JAN’, das bereits 1991 erschien, finden sich beispielsweise unter der Dusche masturbierende und sich nackt an einem Baumstamm im Genitalbereich ‘wundscheuernde’ Mädchen und homosexuelle Handlungen von Jungs. Passend dabei können diese dann die Kinderliedstrophe “Spaß macht dich im Ohr zu lecken” singen:
Prof. Dr. Uwe Sielert, 2015
Trotz etlicher Beschwerden wurde Herrath/Sielerts ‘LISA & JAN’ viele Jahre verkauft und kam erst Ende der 1990er Jahre vom Markt; der BELTZ-Verlag selbst teilte auf Nachfrage mit, das Buch wäre seinerzeit schlicht abverkauft worden, “ein ganz normaler Vorgang in der Buchbranche”.
Die BZgA: Durch Prof. Sielert Vorreiter in der frühkindlich sexuellen BildungDie BZgA mithin ist keine Unbekannte, was fragwürdige Publikationen in Bezug auf die Frühsexualisierung ab Baby- und Kleinkindalter anbelangt: Schon vor Jahren brachte sie Schriften wie die Aufklärungsbände “Körper, Liebe, Doktorspiele” (ab 0-3 Jahre!) mit dem Ziel heraus, die ‘Tabuisierung der Sexualentwicklung von Säuglingen und Kleinkindern’ zu brechen. Die Autorin wurde damals vom Dortmunder ISP-Institut des Professor Sielert unterstützt und bezog sich auf Sielert; Tendenz der Schrift: Kinder sollen die Genitalien ihrer Eltern anfassend erforschen dürfen und nicht nur darüber reden müssen.
Lange gab es erfolglos Beschwerden von Eltern und Anzeigen, z. B. wegen öffentlicher Aufforderung zum sexuellen Missbrauch von Kindern. Sätze wie, es sei “nur ein Zeichen der gesunden Entwicklung Ihres Kindes, wenn es die Möglichkeit, sich selbst Lust und Befriedigung zu verschaffen, ausgiebig nutzt” waren für viele kaum mißverständlich. Und wenn ein- bis dreijährige Mädchen “Gegenstände zur Hilfe nehmen”, dann solle man das laut der Bröschüre nicht “als Vorwand benutzen, um die Masturbation zu verhindern”. Und: “Scheide und vor allem Klitoris erfahren kaum Beachtung durch zärtliche Berührung (weder durch Vater noch Mutter) und erschweren es damit für das Mädchen, Stolz auf seine Geschlechtlichkeit zu entwickeln.”
Mütter und Väter verstanden das nicht nur so, dass sie die Tochter zwischen den Beinen berühren sollen, sondern darüber hinausgehende sexuelle Handlungen; Kritiker sahen daher in der Broschüre der BZgA zudem auch eindeutig versteckte Freibriefe für Pädophile, die sie hätten als Rechtfertigung nutzen können.
Die Publizistin Gabriele Kuby warf daher der Bundesregierung und einigen Landesregierungen vor, mit Aufklärungsbroschüren wie dieser Kinder vom frühesten Alter an zu sexualisieren und die Heterosexualität gegenüber lesbischen, schwulen, bisexuellen und transsexuellen Lebensweisen als Norm aufzuheben.
Prof. Uwe Sielert hingegen verteidigte die unter seiner Mitwirkung entstandene Broschüre der BZgA damit, dass Kinder “sexuelle Wesen von Anfang an” seien und “Sexualität als positive Lebensenergie und sinnliches Erleben nur im Kontext von Sozialisation und Erziehung gelernt” sei und führte an: “Wer letztlich mit der fundamentalistischen Rahmung der Broschüre auch noch diskreditiert werden soll, sind nicht nur ‘die 68er’, sondern weit darüber hinaus die momentane Regierung, die Kirchen, sogar die Willensbildungsorgane der Europäischen Union, die schließlich die Gleichstellung sexueller Orientierungen und Gender Mainstreaming beschlossen haben.” Aus seiner Sicht bewege sich die Broschüre mit ihren Aussagen “im Rahmen dieses empirisch gesättigten Wissenschaftswissens” und würde sie betten in “den Rahmen einer respektvollen, mündig machenden Sexualerziehung, die auf dem Boden unserer demokratischen Verfassung steht.” Die Aukflärungsbroschüre sei vor allem ausführlich von dem Bemühen geprägt, “Kinder gegen sexuellen Missbrauch stark zu machen.”
Abschließend schob Sielert in seiner Stellungnahme vom 01.08.2007 Eltern und Kritiker in eine ‘gesinnungsdiktatorische’ Ecke: “Frühsexualisierung, „bewusste Zersetzung der Gesellschaft“, „der totale geistige und moralische Verfall unseres Landes“, „Kinderverstaatlichung“ und „kulturelle und religiöse Selbstbehauptung“ als Gegenprogramm“ sind immer wieder gebrauchte Wendungen in den Kommentaren und Interviews zur Aufklärungsbroschüre. Sie gehörten schon immer zum erschlagend-vorbereitenden Vokabular jedweder Gesinnungsdiktatur.”
Aber der Druck für die seinerzeitige Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen wurde durch die öffentliche Debatte offensichtlich zu groß – “Körper, Liebe, Doktorspiele” wurde adhoc eingezogen. Experte Prof. Dr. Gerhard Amendt vom Institut für Geschlechter- und Generationenforschung an der Universität Bremen ließ es dabei allerdings nicht bewenden, da er die BZgA-Broschüre klar als Aufforderung an die Eltern verstand, sich für sexuellen Missbrauch der Kinder bereit zu halten. Amendt schrieb ein sehr kritisches Essay in der WELT vom 26.10.2007 zu den Inhalten und Absichten der BZgA-Broschüre “Körper, Liebe, Doktorspiele” und forderte Aufklärung:
“Ein erziehungspolitischer Skandal lässt sich nicht dadurch aufklären, dass Datenträger eingezogen werden. Aufklärung könnte erst beginnen, wenn die genderpolitischen Ideologien innerhalb des Familienministeriums beseitigt würden, die Empfehlung zu gewalttätiger Sexualerziehung mit Sexualaufklärung verwechseln. Ebenso müssten mehr als 600 000 Leser, gewissermaßen in einer Rückrufaktion, darüber informiert werden, dass der Ratgeber Aufforderungen zu sexuellen Handlungen zwischen Kindern und Eltern enthält, die nicht befolgt werden dürfen, weil sie die Kinder beschädigen und deren Beziehung zu ihren Eltern wie zur Familie zerstören.”
Amendt sah die Broschüre auch im Gender-Mainstreaming begründet: “Die andere Wurzel im Dickicht der Ratgeber entspringt einer politischen Tendenz. Gender-Mainstreaming wird sie genannt, und keiner weiß so recht, was das eigentlich ist. So sollen nicht nur ökonomische Differenzen zwischen Männern und Frauen geglättet, sondern ebenso die Unterschiede zwischen Männlichem und Weiblichen planiert werden. Das ist brisant, weil die Absicht dem Zorn entspringt, dass es überhaupt Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt. Dagegen wird die Illusion ins Leben gerufen, dass gutes Leben zwischen den Geschlechtern erst beginne, wenn solcherlei Unterschiede abgeschafft seien. Eine rabiate Kampfansage an jede individualisierte Lebensführung und privat verfasste Lebenskultur.”
Inzwischen, acht Jahre später, greift die “Sexualpädagogik der Vielfalt” politisch gewollt bundesweit immer weiter um sich. Bevor auch im Land Niedersachsen am 15.12.2014 per Landtagsbeschluß mit den Stimmen von GRÜNEN, SPD und FDP die sexuelle Vielfalt ab der Grundschule eingeführt wurde, befasste sich Prof. Dr. Amendt mit der schriftlich vom Landtag angeforderten Stellungnahme von Prof. Dr. Sielert, Zitat:
Artikel zu den Bildern / weitere Artikelempfehlungen zum Thema:
Wieviel Wissenschaft steckt hinter der “Pädagogik der sexuellen Vielfalt”?
(Interview mit dem Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS), Dr. Jakob Pastötter zum Tag der Menschenrechte 2014; sowie diverse Experten-Zitate)
KiKa-Kinderkanal: “Wenn Du in Deinem Kopf denkst, dass Du ein Mädchen bist, dann BIST Du ein Mädchen.”
KiKA Kinderfernsehen beeinflußt 3 bis 9-jährige Kinder in ihrer sexuellen Orientierung – zur besten Sonntagssendezeit
(Weitergehende Informationen zur Kindergartenbox lassen sich auf der Homepage der BZgA (www.bzga.de) unter dem Suchwort Kindergartenbox finden; allerdings leider nur ältere aus 2003 und 2012. [Abrufdatum 24.05.2015])
** N A C H T R A G :
Die BZgA hat durch ihre Rechtsabteilung sowohl telefonisch als auch schriftlich Druck auf den Autor dieses Artikels ausgeübt. Mit Datum vom 03.06.2015 teilte sie mit, dass sie die öffentliche Zugängigmachung der Fotos rechtlich für bedenklich hält und forderte dazu auf, sie „unverzüglich, spätestens bis zum 8.6.2015, von Ihrer Webseite zu löschen. Sollte die Frist fruchtlos verstreichen, behalten wir uns weitere rechtliche Schritte ausdrücklich vor."
'Der freie Journalist' hat dazu gelassen Stellung genommen, denn die Bildungs-Veranstaltung der BzGA für Krippen- und KiTa-Kräfte auf der Messe war öffentlich. Der Autor hat daher lediglich aus Kulanz ohne Anerkennung einer Präjudiz die Gesichter der Referentinnen geschwärzt.
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* Hinweis zur aktuell gängigen Diskriminierung von Sprache und Rechtschreibung: Im Interesse der besseren Lesbarkeit wird auf sprachverstörende Formulierungen wie “Clowns und Clowninnen”, “Kinder und Kinderinnen” und typografisch völlig falsches wie “LeserInnen” und “Leser_innen” oder “Leser*innen” und “ProfessX” etc. verzichtet; es ist immer die Funktion gemeint und nicht das Geschlecht.
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